Prof. Dr. Leo Brecht
Mitglied des Vorstands, Partner

Prof. Dr. Leo Brecht
Mitglied des Vorstands, Partner
Prof. Dr. Leo Brecht ist Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler mit einem Doktortitel in mathematischer Statistik und einer Professur für Innovations- und Technologiemanagement an der Universität Liechtenstein. Mit über 20 Jahren Erfahrung in Unternehmensberatung und angewandter Forschung sowie mehr als 10 Jahren im Investmentmanagement ist er ein führender Experte in den Bereichen Innovation, Technologie und Produktmanagement. Leo Brecht hat mehr als 100 Projekte für KMU und multinationale Unternehmen in verschiedenen Branchen unterstützt, von strategischer Beratung bis hin zu Technologiebewertungen. Er ist auch der Gründer von ALPORA, wo er und sein Team innovative Anlageprodukte entwickelt haben, die zu einem verwalteten Vermögen von über 700 Millionen Euro geführt haben. In den letzten zehn Jahren hat er mehr als 1.000 Investorenvorträge gehalten. Er war Partner bei Andersen und Arthur D. Little, Autor mehrerer Bücher und Konferenzredner. Als aktiver Investor und Serienunternehmer ist er insbesondere in den Sektoren FINTECH, SUSTTECH und EDUTECH tätig. In seiner Freizeit ist Leo Brecht ein leidenschaftlicher Regattasegler und Skifahrer und verbringt gerne Zeit mit seiner Familie.
Die Landschaft des Factor Investing hat einen Wendepunkt erreicht. Jahrzehntelang boten das Fama-French-Drei-Faktoren-Modell und seine nachfolgenden Erweiterungen einen soliden Rahmen für das Verständnis der Marktrenditen. Wert, Größe, Dynamik und Qualität dienten als Eckpfeiler der quantitativen Portfoliokonstruktion. Da diese Faktoren jedoch zunehmend standardisiert und überlagert werden, suchen professionelle Anleger nach fundamentaleren, strukturellen Risiko- und Renditetreibern.
Die nächste Grenze dieser Entwicklung ist die Produktivität.
Bei Averdas betrachten wir Produktivität nicht nur als eine betriebliche Kennzahl, sondern als einen eigenständigen, investierbaren Faktor. Indem Anleger systematisch Unternehmen ins Visier nehmen, die eine überragende Effizienz bei der Ressourcennutzung aufweisen, können sie eine persistente Alphaquelle herausfiltern, die über Marktzyklen hinweg robust bleibt. In diesem Beitrag wird der entscheidende Zusammenhang zwischen Produktivitätsinvestitionen und Faktorstrategien untersucht und detailliert beschrieben, wie granulare Kennzahlen wie Anlagen- und Prozessproduktivität das langfristige Wachstum und überragende risikobereinigte Renditen fördern.
Wichtige Erkenntnisse
- Strukturelles Alpha: Produktivität ist ein grundlegender wirtschaftlicher Motor, der sich in anhaltenden Faktorprämien niederschlägt.
- Granulare Analyse: Die Zerlegung der Produktivität in Anlagen- und Prozesskennzahlen liefert tiefere Einblicke als herkömmliche Finanzkennzahlen.
- Risikominderung: Unternehmen mit hoher Produktivität sind widerstandsfähiger und bieten einen strukturellen Puffer gegen Marktvolatilität.
Die wirtschaftliche Logik: Warum Produktivität ein Faktor ist
Um die Rolle der Produktivität beim Factor Investing zu verstehen, muss man zu den ersten Prinzipien zurückkehren. In der makroökonomischen Theorie ist die Gesamtfaktorproduktivität (TFP) der Anteil der Produktion, der nicht durch die Menge der verwendeten Inputs erklärt wird. Sie ist der Motor des langfristigen Wirtschaftswachstums. Wenn dieses Prinzip auf die mikroökonomische Ebene einzelner Unternehmen angewendet wird, gilt dieses Prinzip gleichermassen. Unternehmen, die mehr Output pro Inputeinheit erwirtschaften — unabhängig davon, ob es sich dabei um Kapital, Arbeit oder Rohstoffe handelt — sind nicht nur „effizient“. Sie sind grundlegend wertvoller. Sie generieren höhere freie Cashflows, erzielen höhere Margen und verfügen über die nötige Agilität, um wirtschaftliche Abschwünge zu bewältigen. Im Gegensatz zu vorübergehenden Marktanomalien, stellt Produktivität einen strukturellen Vorteil dar. Wenn wir Portfolios auf der Grundlage von Produktivitätskennzahlen erstellen, setzen wir nicht auf Verhaltensverzerrungen oder vorübergehende Fehlbewertungen. Wir investieren Kapital in die Motoren der Wertschöpfung. Diese Ausrichtung auf die wirtschaftlichen Fundamentaldaten stellt sicher, dass der „Produktivitätsfaktor“ die kritischen Kriterien der Robustheit, Beständigkeit und Anlagefähigkeit erfüllt, die von erfahrenen institutionellen Anlegern verlangt werden.
Zerlegung des Faktors: Asset- und Prozessproduktivität
Breite Effizienzkennzahlen erfassen oft nicht die Nuance der modernen Unternehmensleistung. Um Produktivität effektiv in ein Faktormodell zu integrieren, müssen wir es in spezifische, messbare Komponenten zerlegen. Diese Analyse basiert auf zwei Hauptkategorien: Asset-Produktivität und Prozessproduktivität.
Asset-Produktivität: Maximierung der Ressourcenrendite
Die Asset-Produktivität misst, wie effektiv ein Unternehmen seine materielle und immaterielle Basis nutzt, um Einnahmen zu erzielen. Im Zusammenhang mit Faktorinvestitionen geht dies über einfache Kennzahlen des Vermögensumsatzes hinaus. Es beinhaltet eine detaillierte Untersuchung von:
- Kapitaleffizienz: Wie viel freier Cashflow wird für jeden Dollar an investiertem Kapital generiert? Unternehmen mit hoher Kapitaleffizienz benötigen weniger Reinvestitionen, um zu wachsen, sodass mehr Bargeld für Dividenden, Rückkäufe oder strategische Akquisitionen übrig bleibt.
- ROI des Humankapitals: In wissensbasierten Sektoren lässt sich die Rendite des Humankapitals oft besser vorhersagen als die Rendite von Sachanlagen. Die Identifizierung von Unternehmen, die den Umsatz pro Mitarbeiter maximieren, signalisiert oft ein überlegenes Management und skalierbare Geschäftsmodelle.
- Nutzung der Technologie: Angesichts des Aufkommens alternativer Daten können wir nun beurteilen, wie effektiv Unternehmen Technologie-Stacks nutzen, um die Produktion zu steigern, und dabei echte Innovatoren von solchen unterscheiden, die lediglich für IT ausgeben.
Prozessproduktivität: Der operative Vorteil
Während sich die Anlagenproduktivität auf Inputs und Outputs konzentriert, untersucht die Prozessproduktivität das „Wie“. Der Schwerpunkt liegt auf der Effizienz interner Arbeitsabläufe und betrieblicher Fähigkeiten.
- Widerstandsfähigkeit der Margen: Unternehmen mit überragender Prozessproduktivität sorgen für stabile Betriebsmargen, auch wenn die Inputkosten steigen. Diese Kostenkontrolle sorgen für eine defensive Qualität innerhalb des Portfolios.
- Inventar- und Lieferkettenoptimierung: Fortschrittliche Analysen ermöglichen es uns, Unternehmen mit überlegenen Bargeldumrechnungszyklen zu identifizieren. Diese Unternehmen binden weniger Betriebskapital in ihre Geschäftstätigkeit ein, was die Liquidität und finanzielle Flexibilität erhöht.
Indem wir nach diesen spezifischen Kennzahlen suchen, isolieren wir „Produktivitätsführer“ — Unternehmen, die statistisch gesehen nicht zufällig, sondern bewusst besser abschneiden als ihre Mitbewerber.

Verbesserung der Portfoliokonstruktion und des Risikomanagements
Die Integration von Produktivität als Faktor bietet deutliche Vorteile bei der Portfoliokonstruktion, insbesondere in Bezug auf Risikomanagement und Diversifikation.
Die Resilienz-Prämie
Volatilität ist ein unvermeidliches Merkmal der globalen Märkte. Die Auswirkungen der Volatilität sind jedoch nicht bei allen Vermögenswerten einheitlich. Unserer Analyse zufolge weisen Produktivitätsführer eine „Resilienzprämie“ auf. Da diese Unternehmen flexibler und effizienter agieren, können sie externe Schocks — wie etwa Unterbrechungen der Lieferkette oder Inflationsdruck — ohne unmittelbare Probleme verkraften.
Die Einbeziehung produktivitätsgewichteter Vermögenswerte in ein Multifaktormodell dämpft effektiv die Portfoliovolatilität. Es dient als Qualitätsfilter und entfernt fragile Unternehmen, die auf billige Schulden oder günstige Konjunkturbedingungen angewiesen sind, um zu überleben.
Unkorreliertes Alpha
Eine der Herausforderungen bei traditionellen Faktoren wie Value oder Momentum ist ihre Tendenz, bei systemischen Ereignissen längere Perioden unterdurchschnittlicher Performance oder hoher Korrelation zu erleben. Produktivität, die eher durch interne betriebliche Exzellenz als durch externe Marktstimmungen bestimmt wird, weist oft eine geringe Korrelation mit Standardfaktoren auf.
Diese Entkopplung bietet einen Diversifikationsvorteil. Wenn Wertefallen unterdurchschnittlich abschneiden oder das Momentum abstürzt, wirkt die fundamentale Ertragskraft von Unternehmen mit hoher Produktivität stabilisierend. Sie ermöglicht es Vermögensverwaltern, die Aktienkurve zu glätten und die Sharpe-Ratio der Strategie insgesamt zu verbessern.
Der Averdas-Ansatz: Systematisierung des Immateriellen
Die Herausforderung für viele Anleger liegt in den Daten. Standardisierte Jahresabschlüsse hinken der betrieblichen Realität in Echtzeit oft hinterher. Bei Averdas schliessen wir diese Lücke, indem wir fortschrittliche Analysen und alternative Datenquellen nutzen, um die Produktivität nahezu in Echtzeit zu quantifizieren.
Unsere Methodik geht über die Bilanz hinaus. Wir integrieren Datenpunkte, die die tatsächliche Produktionskapazität eines Unternehmens widerspiegeln, von der Analyse des digitalen Fußabdrucks bis hin zu ausgeklügelten Kennzahlen zur Arbeitseffizienz. Auf diese Weise können wir Faktorportfolios erstellen, die eher in die Zukunft als in die Vergangenheit gerichtet sind.
Wir suchen nicht einfach nach Unternehmen, die waren produktives letztes Quartal; wir richten uns an diejenigen, die strukturell positioniert sind. Diese Prognosefähigkeit ist unerlässlich, um in einem modernen Anlageumfeld umsetzbare Erkenntnisse und anhaltende Überrenditen zu erzielen.
Fazit
Die Suche nach Alpha wird in effizienten Märkten immer schwieriger, was eine Verlagerung hin zu komplexeren, fundamentalen Renditetreibern erforderlich macht. Investitionen in Produktivität bieten eine überzeugende Lösung. Indem Anleger Produktivität als einen strengen, quantifizierbaren Faktor betrachten, können sie ihre Portfolios an den strukturellen Triebkräften des Wirtschaftswachstums ausrichten.
Ob durch die Verbesserung der Anlagenauslastung oder die Optimierung betrieblicher Prozesse, die Unternehmen, die in Sachen Produktivität führend sind, sind es, die letztlich einen überlegenen Mehrwert für die Aktionäre bieten. Für institutionelle Anleger und Vermögensverwalter ist die Integration dieser Kennzahlen in Faktorstrategien nicht nur eine Verbesserung, sondern auch eine strategische Notwendigkeit, um die Komplexität der zukünftigen Marktlandschaft zu bewältigen.
Umsetzbare nächste Schritte
- Aktuelle Risikopositionen prüfen: Prüfen Sie Ihre aktuellen Faktorrisiken. Verlassen Sie sich stark auf stark frequentierte Trades wie Value oder Growth?
- Integrieren Sie Effizienzkennzahlen: Testen Sie, ob neben Ihren vorhandenen Qualitätsfaktoren auch granulare Produktivitätskennzahlen wie Cashflow Return on Invested Capital (CFROIC) und Umsatz pro Mitarbeiter berücksichtigt werden.
- Erkunden Sie alternative Daten: Überlegen Sie, wie alternative Datensätze einen klareren und zeitnahen Überblick über den Betriebszustand eines Unternehmens bieten können, das über vierteljährliche Meldungen hinausgeht.


